Wider aller Erwartungen hatte ich eine verhältnismäßig ruhige Nacht, bis auf das ein paar Affen auf dem Dach herumgetobt sind.

Gestört hat mich vielmehr der Wecker, der bereits um 06:00 Uhr morgens schellte, da der Tag mit einer wunderschönen heiligen Messe, gehalten von Father Shanthraj, in der Kapelle des Fatima Convents, an der alle Schwestern und auch die Mädchen des Fatima Girl‘s Home teilnahmen, begann. Die heutige Messe stand ganz im Zeichen der Dankbarkeit: Dankbarkeit gegenüber Ihnen/euch liebe Spender für die langjährige Unterstützung verschiedener Projekte hier in Indien. Den Schwestern und dem Father ist es bewusst, dass auch „unser Leben“ nicht immer einfach verläuft und viele Herausforderungen gemeistert werden müssen. Umso erfreulicher ist es, dass durch Ihre/eure Hilfe, den Kindern und jungen Menschen eine gute Perspektive für die Zukunft gegeben wird – mehr muss an dieser Stelle wohl nicht mehr gesagt werden!

In den Projekten, die ich besuche, und vor allem durch die Begegnungen mit den Schwestern erlebe ich eine Kirche, die christliche Werte nicht nur predigt, sondern tatsächlich vorlebt – hier ist es völlig egal, welche Religionen (Hindus, Muslime, Tamilen, Christen) zusammen kommen, für die Schwestern und unseren Father zählt vielmehr die Liebe und das friedliche Miteinander!
Den Vormittag verbringen Father Shanthraj und ich damit, die einzelnen Schulen des Convents zu besuchen. Sister Edwin Mary (Schulleiterin der Highschool) zeigte uns zuerst die Primary School (Grundschule) für die Klassen 1-5, in der es einen lokalen Zweig gibt, in diesem wird ausschließlich in der Landessprache Tamil (Tamil Nadu) unterrichtet, und den von den Sistern tatkräftig unterstützten Zweig „English Medium“, der für eine höhere Ausbildung steht. Die Kinder begrüßen uns in den verschiedenen Jahrgängen freudig, singen das ein oder andere Lied und sind sehr neugierig.

Zum Abschluss schauen wir uns noch an der Fatima Girls Higher Secondary School die Klassen mit älteren Schülerinnen an; hier werden die Klassen 6-12 unterrichtet. Die Mädchen sind sehr aufgeweckt, stellen Fragen und versuchen ein paar Wörter Deutsch von mir zu lernen. Obwohl die Klassenstärke sehr hoch ist (bis zu 60 Schülerinnen in einem Klassenraum!) herrscht eine gute Lernatmosphäre und vor allem Disziplin – sicherlich wünschenswert auch in Deutschland!

Auf Wunsch der Schwestern setze ich mich nochmal 1,5 Stunden ins Auto und fahre mit ihnen durch das Dschungelgebiet, in der Hoffnung, Elefanten oder auch mal einen Tiger zu Gesicht zu bekommen. Tatsächlich haben wir Glück und sehen viele Hirsche, einige Büffel und tatsächlich mehrere Elefanten.

Am Abend stand noch ein Highlight auf dem Programm, auf welches sich die Mädchen des Girl’s Home und ich mich seit meiner Ankunft gefreut haben. In einer wundervollen kleinen Show zeigen sie verschiedene Tänze, Pantomime sowie Sketche und bedanken sich für unsere langjährige Unterstützung. Ihre freudigen Gesichter und ihre Begeisterung zu sehen, ihre Lieder und ihr Lachen zu hören, berührt zutiefst. Die kleinen Geschenke für sie, die ich mitgebracht habe, in Form von Stiften, Süßigkeiten und Luftballons scheinen unwichtig im Vergleich zur Freude über diese gemeinsame Zeit zu sein.
An diesen Abend und die strahlenden Gesichter werde ich mich noch lange erinnern; dies sollte uns motivieren, auch in den nächsten Jahren alles zu versuchen, um diesen jungen Mädchen eine gute Zukunft zu ermöglichen.

Morgen im Laufe des Vormittags trete ich die Rückreise nach Bangalore an und meine Reise nähert sich dem Ende – es war eine unglaublich intensive und emotionale Zeit, die es zunächst einmal zu verarbeiten gilt. An dieser Stelle möchte ich mich für die zahlreichen positiven Rückmeldungen zu meinen Beiträgen bedanken, ich habe mich sehr darüber gefreut!

Warm greetings from India!